201409.12
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Der Sparer entspart sich

Kapitalerhalt und Risiko: schwere Zeiten für den deutschen Sparer. Für Festgeld gibt es nur noch 0,1 % bis 0,3 % Zinsen. Und die Inflationsrate liegt höher. Hinzu kommen 25 % Abgeltungssteuer zzgl. Solidaritätszuschlag. Die Folge: Es gibt keinen sicheren positiven Realzins.

Wer sein Kapital erhalten oder gar vermehren möchte, der muss ins Risiko gehen. Wer das nicht macht, ist schon im Risiko. Der Sparer verliert real Geld und damit Kaufkraft. Eine evtl. Zukunftssicherung steht auf tönernen Füßen. Drängt sich die Frage auf, ob man dies kurzfristig aussitzen kann oder doch besser kalkulierte Risiken eingehen sollte?

Das Ende der Euro-Krise wurde mehrfach verkündet – stets von Seiten der Politik. Jetzt mehren sich die Stimmen primär von Wirtschaftswissenschaftlern, die zumindest die Nachwirkungen für eine Dauer von rund 10 Jahren annehmen – und damit ein langes Zinstal erwarten.

Drei Haupt-Gründe stützen diese Annahme. Die EZB versorgt unverändert die Kapitalmärkte mit frischem und billigem Geld durch den Aufkauf u. a. von Bankkrediten. Ziel ist die Konjunkturbelebung. Die Versorgung der Banken mit neuem Geld soll die Neu-Kreditvergabe an Dritte für Investitionen sicherstellen. Zweitens gibt es in Europa einen Schuldenüberhang von 3.000 bis 5.000 Milliarden €. Diesen Schulden steht entsprechendes Vermögens gegenüber, primär in Form von Geldern, die auf Festgeldern und Sparbüchern schlummern. Dieser Ersparnisüberhang kann nicht sinnvoll investiert werden. Von privater Seite gibt es infolge des gedämpften Wirtschaftswachstums in Europa keine ausreichende Nachfrage. Und viele Banken scheuen sich, neue Kredite anzubieten. Denn in den Bankbilanzen befinden sich noch notleidende Kredite in Höhe von über 800 Milliarden €, die wertberichtigt werden müssen. Aus diesem Grund halten viele Experten die o. a. EZB-Politik auch für zum Scheitern verurteilt.
Schließlich und drittens muss die europaweite hohe Staatsverschuldung finanziert werden. Niedrige Zinsen kommen den Regierungen mit angespanntem Staatshaushalt sehr entgegen. Steigende Zinsen würden die Staatsverschuldung weiter in die Höhe treiben und manche Euro-Länder an den Rand eines Staatbankrottes. Oder die Länder müssten bei steigender Zinslast ihre Ausgaben umschichten – zulasten der Sozialausgaben, was für die Regierung den sicheren Verlust von Wählerstimmen bedeutet. Im schlimmsten Fall drohen soziale Unruhen.

Fazit: Der niedrige Zins auf Spareinlagen wird uns mit großer Wahrscheinlichkeit noch lange Zeit begleiten. Der Anleger muss entscheiden, ob er den bereits heute gegebenen realen Geldverlust akzeptiert oder unter Inkaufnahme von marktimmanenten Risiken in verschiedene Anlagen investiert. Es gilt die alte Weisheit: Risiken kann keiner ausschließen – es gilt vielmehr sie intelligent, risikoreduzierend zu managen – durch Verteilung der Spargelder auf verschiedene Kapitalanlagen.